Kritische Rohstoffe sind Grundlage unseres täglichen Lebens – intensive Diskussion bei erster Sustainability Session

Kurz vor Ende des Jahres 2016 startete das Leistungszentrum Nachhaltigkeit mit großem Erfolg seine neue Veranstaltungsreihe.

Freiburg. Gut 30 Interessierte aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft haben am Abend des 21. Dezember ihren Weg ins Fraunhofer EMI gefunden, um gemeinsam mit Prof. Armin Reller von der Universität Augsburg über die „Kritikalität strategischer Ressourcen“ zu diskutieren.

Dabei wurde sehr schnell klar, dass unsere moderne Gesellschaft auf eine zuverlässige Versorgung mit wichtigen Rohstoffen angewiesen ist – von Stahl über Kunststoffe bis zu den so genannten „seltenen Erden“. Im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung gilt es, einen sorglosen Umgang mit diesen endlichen Ressourcen zu vermeiden. Insbesondere Strategien zur Wiederverwendung und Weiterverwendung von Rohstoffen – das Recycling – werden hier künftig eine immer größere Rolle spielen.

Die neue Reihe Sustainability Session wurde mit einem Fachvortrag von Prof. Reller eröffnet, der den Teilnehmenden einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Themen und Fragestellungen auf dem Gebiet der Kritikalität von Rohstoffen bot. Der promovierte Chemiker ist ein ausgewiesener und international anerkannter Experte auf Gebieten wie etwa Ressourceneffizienz und Ressourcenmanagement. Seit 2009 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Ressourcenstrategie in Augsburg.

In seinem Vortrag zeigte er unter anderem auf, wie dramatisch sich der Einsatz von Materialien seit Beginn des industriellen Zeitalters diversifiziert hat. Während im 18. Jahrhundert noch hauptsächlich Eisen und Kohlenstoff Verwendung fanden, gibt es mittlerweile eine Vielzahl an kritischen Materialien. Dazu zählen zum Beispiel Lithium zur Produktion von Batterien für die Elektromobilität, Aluminium, Magnesium und andere Metalle für den Leichtbau oder Silicium, ohne das unsere gesamte Informations- und Kommunikationstechnologie undenkbar wäre.

Kritisch können all diese Materialien in mehrfacher Hinsicht sein. Etwa aufgrund ihrer Endlichkeit. Oder aufgrund der räumlichen Verteilung der Vorkommen. So konzentrieren sich beispielsweise gut ein Viertel der weltweiten Lithium-Vorkommen auf einen einzigen Salzsee in Chile. Kritisch sind die Materialien aber auch wegen der möglicherweise schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt, die ihr Abbau, ihre Verwendung und ihre Entsorgung haben.

Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erörterte Prof. Reller diese Aspekte von Kritikalität im Anschluss an seinen Vortrag. Der Experte beantwortete die zahlreichen Fragen über Produkthaltbarkeiten, Konsumverhalten, Sollbruchstellen von Haushaltsgeräten, Recycling oder notwendige neue Wirtschaftsformen mit viel Sachkenntnis und sichtlicher Begeisterung über das große Interesse des Publikums an seinem Thema.

Im Anschluss an Vortrag und Diskussion konnten die Anwesenden die Diskussion mit Prof. Reller und untereinander dann bei einem kleinen Empfang noch weiter vertiefen.

Für das Leistungszentrum Nachhaltigkeit Freiburg zog Prof. Stefan Hiermaier, Koordinator des Leistungszentrums, eine positive Bilanz des Abends: „Wir wollten mit den neuen Sustainability Sessions eine Diskussionsplattform für spannende, aktuelle Themen schaffen. Das ist uns mit der ersten Veranstaltung ganz hervorragend gelungen. Deshalb freuen wir uns auch schon darauf, 2017 die nächsten Sustainability Sessions durchzuführen.“

Informationen zu den Sustainability Sessions:

Die Sustainability Sessions sind ein neues Format, in dem das Leistungszentrum Nachhaltigkeit Freiburg ausgewiesene und bekannte Expertinnen und Experten zur nachhaltigen Entwicklung einlädt. In programmatischen Abendveranstaltungen kann so die Diskussion zu einzelnen Themenstellungen in einem zwanglosen Rahmen vertieft werden. Der Auftaktveranstaltung werden weitere Vorträge zu Themen wie etwa der Energiewende, urbaner Resilienz und der Transformation der Gesellschaft folgen.

Informationen zu Armin Reller:

Prof. Dr. Armin Reller, geb. 1952 in Winterthur, studierte Chemie an der Universität Zürich. Dort war er von 1988-1992 Koordinator des Faches Umweltlehre. 1992 übernahm er den Lehrstuhl für Anorganische und Angewandte Chemie an der Universität Hamburg, 1999 den Lehrstuhl für Festkörperchemie der Universität Augsburg, seit 2009 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Ressourcenstrategie der Universität Augsburg. Prof. Reller ist Vorstandssprecher des Wissenschaftszentrums Umwelt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem im Design und der Optimierung ressourceneffizienter Funktionsmaterialien für zukunftsfähige Technologien, der Energieforschung sowie den Themen Ressourcenstrategie und Materialwissenschaftliches Ressourcenmanagement.