Fraunhofer-Präsident besucht Leistungszentrum Nachhaltigkeit auf Hannover Messe

Prof. Dr.-Ing. habil. Reimund Neugebauer informierte sich zu Beginn der Hannover Messe am Morgen des 24. April gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem Fraunhofer-Vorstand über das Leistungszentrum Nachhaltigkeit. Dr. Tobias Leismann, stellv. Institutsleiter des Fraunhofer EMI, erklärte den Besuchern das Exponat, welches das im Rahmen des Ankerprojekts i-protect erforschte Thema Röntgencrash vorstellt.

Die Presseinformation des Leistungszentrums zur Hannover Messe:

Der Crashtest im Röntgenblick - Leistungszentrum Nachhaltigkeit auf Hannover Messe, 24. - 28. April 2017 

Die neue X-CC-Technologie

  • Erstmals Nutzung von Röntgentechnologie als Analysetool während des Crashversuchs
  • Idee: Betrachtung hochdynamischer Verformungsprozesse innenliegender Strukturen zum Abgleich mit den Prognosen der Simulation
  • Ziel: Weitere Erkenntnisse zum Bauteilverhalten könnten die Prognosefähigkeit numerischer Simulationen verbessern


Forscher röntgen Fahrzeuge beim Crash

Im Leistungszentrum Nachhaltigkeit Freiburg arbeitet das Fraunhofer EMI an einem neuartigen Verfahren für die Untersuchung dynamischer Vorgänge im Innern der Fahrzeugstruktur. So ließe sich das Verhalten sicherheitsrelevanter Bauteile, die von außen nicht sichtbar sind, auch unter Crashbedingungen untersuchen. Der X-Ray-Car-Crash (X-CC) stellt ein ergänzendes Tool für die Crashanalyse dar. Das hilft insbesondere für eine Validierung der immer wichtiger werdenden digitalen Absicherungsprozesse.

An seiner Forschungscrashanlage im Crashzentrum der Fraunhofer-Gesellschaft wendet das EMI erstmals die Ultrakurzzeit-Röntgentechnologie auf hochdynamische Verformungsprozesse an, wie sie unter Crashbedingungen entstehen.

Von der Forschung in die Praxis durch Kooperationen mit der Industrie

Kooperationsprojekte mit der Automobilindustrie bringen die Ergebnisse des Röntgencrashs in die Anwendung. Anwendungsgebiete der Röntgencrashtechnologie sind Strukturen und Systeme der passiven Fahrzeugsicherheit, die die Insassen in der Fahrgastzelle schützen. Auch das Verhalten energieabsorbierender Strukturen im Fahrzeuginnern lässt sich durch das X‑CC-Verfahren analysieren.

Fusion von Simulation und Röntgencrash

Die X-CC-Technologie könnte in Zukunft Simulation und Experiment vereinen: Mit der Röntgenanlage lässt sich eine Serie von ultrakurzen Blitzaufnahmen – also trotz der schnellen Bewegungen gestochen scharfe Standbilder – zu festgelegten Zeitpunkten von Ausschnitten eines Crashs anfertigen. Die Daten aus dem Röntgencrash können mit FEM-Simulationen zusammengeführt und ausgewertet werden. Diese Synthese hilft dabei, die Prognosegüte für Fahrzeugcrashsimulationen zu verbessern.

Weiterentwicklung der Röntgenanwendung

In Vorversuchen an Aluminiumstrukturen konnten EMI-Experten im Leistungszentrum nachweisen, dass sich die Röntgentechnologie zur dynamischen Anwendung für den Crashfall eignet. Wissenschaftler haben dafür modellhafte Crashboxen, die die Aufprallenergie bei einem Unfall auffangen, während des Crashs geröntgt. In den Versuchen werden Röntgenbilder von Verformungsprozessen im Bereich von Millisekunden aufgenommen. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass sich die Röntgendaten sehr gut mit den FEM-Crashsimulationen abgleichen lassen.