Ecological and Societal Transformation

Im vierten Schwerpunkt – "Ecological and Societal Transformation" – geht es darum,
wie die Gesellschaft mit lokalen und globalen Veränderungsprozessen umgeht. Welche wechselseitigen Abhängigkeiten sind insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beachten? Wie werden die Prozesse gesteuert und beeinflusst? Um Antworten auf solche und ähnliche Fragen zu bekommen, untersucht der Forschungs-
schwerpunkt konkrete ökonomische, juristische und ethische Implikationen gesellschaft-
licher und technologischer Entwicklungen. Um inter- und transdisziplinäres Arbeiten sinnvoll umsetzen zu können, werden zudem Modelle und Methoden der Wissens-
integration sowie Managementansätze für entsprechende Projekte entwickelt.

Forschungsthemen

Globale Dimensionen der Nachhaltigkeit

Lokal handeln - global denken. Dieser Slogan bringt auf den Punkt, dass jedes lokale und regionale Handeln komplex ist und globale Auswirkungen mit sich bringen kann –
und daher eine internationale Betrachtung notwendig macht. Auf der konzeptionellen Ebene werden daher Methoden zur Identifizierung und Bewertung von Wechselwirkungen verschiedener Transformationsprozesse zwischen relevanten sozio-ökologischen Kontexten entwickelt und angewandt. Weitere Methoden sind die vergleichende Forschung sowie die interkulturelle Reflexion. Wenn beispielsweise in Mitteleuropa Biokraftstoffe eingeführt werden, dann würde ein solcher Ansatz nicht nur eine regionale oder nationale Ökobilanz aufstellen, sondern würde die globalen Folgen unter die Lupe nehmen: Führt die gesteigerte Nachfrage nach energiereichen pflanzlichen Rohstoffen zu einem entsprechenden Anbau in anderen Regionen der Welt? Welche Einflüsse hätte dies auf die Nahrungsmittelversorgung in diesen Ländern? Und welche ökologischen Folgen wären damit verbunden?

Nachhaltigkeitsmanagement

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien kann zu Konflikten führen. Die ökonomische und betriebswirtschaftliche Forschung nimmt daher die beteiligten Akteure, die Arenen – also die Orte der Umsetzung – und die Umsetzungsprozesse als Ganzes in den Blick. Wie können mögliche Konflikte zwischen Nachhaltigkeit und organisatorischen Eigenlogiken bzw. spezifischen Zielen vermieden oder aufgelöst werden? Wie lassen sich Nachhaltig-
keitsziele langfristig verfolgen, wenn sie von den beteiligten Akteuren aus Mangel an Wissen, wegen möglicher Risiken und wegen der Ungewissheit ihrer Folgen zunächst
nicht unterstützt werden?

Ökonomie und Nachhaltigkeit

Ökonomische Analysen beschränken sich oft darauf, mit knappen Ressourcen die effizienteste und oftmals schnellste Lösung zu finden. Eine "Ökonomie der Nachhaltigkeit" kann dabei nicht stehen bleiben, sondern muss einen Beitrag zu inter- und intra-
generationellen Verteilungsfragen leisten. Ein Blick in die Geschichte der Nachhaltigkeit kann dabei helfen: Der Begriff wurde 1713 in der Forstwirtschaft begründet und zielte damals darauf ab, den Wald so zu bewirtschaften, dass er auf Dauer – also nachhaltig –
die Versorgung der Bevölkerung mit dem Rohstoff Holz sicherstellen kann. Da jedoch Bäume erst Jahrzehnte, teils erst Jahrhunderte nach der Pflanzung hiebreif sind, bedeutet nachhaltiges Wirtschaften hier immer auch eine Planung über mehrere Generationen. Übertragen auf den modernen Nachhaltigkeitsbegriff heißt dies, das Wirtschaftswachstum insgesamt, die Gestaltung von Nachhaltigkeitsstandards, die Wahl geeigneter Strategien zur Ressourcennutzung oder die Ausgestaltung von Institutionen in den Blick zu nehmen.

Politik und Nachhaltigkeit

Wie können politische Konflikte über die Zuteilung, den Schutz und die Nutzung natürlicher Ressourcen ausgetragen und gelöst werden? Welche Rolle können dabei Partizipation und Deliberation (Beratschlagung) spielen? Wie funktionieren politische Instrumente in der Umweltpolitik, wie sind sie entstanden, wie werden sie eingesetzt
und wie wirken sie? Welche Bedeutung hat die Expertise in der Nachhaltigkeitspolitik, insbesondere im Spannungsfeld zwischen effektiver Politikberatung und demokratischer Inklusivität? Und nicht zuletzt: Wie sieht der gesellschaftliche Umgang mit Risiko und Unsicherheit aus?

Der Themenbereich "Politik und Nachhaltigkeit" setzt sich mit solchen Fragen der politischen Rahmenbedingungen und Standards bei der Umsetzung von Nach-
haltigkeitsstrategien auseinander.

Recht und Nachhaltigkeit

Aus rechtlicher Sicht sind die Gesamtarchitektur des Energiesystems, der Grad von Dezentralität und Zentralität sowie die normative präzise Zuweisung von Verantwort-
lichkeiten noch nicht geklärte Fragen und bedürfen einer grundlegenden Klärung. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für künftige Versorgungsstrukturen sind erst in Ansätzen geschaffen und bedürfen einer steuerungsrechtlich informierten rechtswissenschaftlichen Analyse, die in diesem Schwerpunkt von einem interdisziplinären Forschungsverbund entwickelt werden soll.

Transformation soziotechnischer Systeme

Wie können soziotechnische Systeme, also Systeme aus Menschen und Technologien, nachhaltig transformiert werden? Nehmen wir als Beispiel für ein solches System die Energiewirtschaft, die lange Zeit sowohl im Management als auch in der Technologie
auf große Kraftwerke zur zentralen Energieversorgung setzte. Wenn die Energiebranche nun auf regenerative und dezentrale Produktion umstellt, dann reicht es nicht aus, die Technologie oder handelnden Akteure auszutauschen. Sie muss sich im System – soziotechnisch – ändern.
In diesem Forschungsschwerpunkt werden Ansätze aus der Innovations- und Transitionsforschung mit solchen der Politikwissenschaft, der Geographie, der Institutionenökonomik, der Sozioökonomie und der sozialwissenschaftlichen Technikforschung verknüpft. Dadurch soll eine gesellschaftstheoretisch besser
fundierte Vorstellung von sozio-technischen Transitionen entwickelt werden,
um zu konkreten Ansatzpunkten für eine aktive Gestaltung zu kommen.

Methoden und Ansätze inter- und transdisziplinärer Wissensgenerierung

Nachhaltigkeitsforschung verknüpft ökonomische, ökologische, natur- und geistes-
wissenschaftliche Methoden. Daher setzt sie eine Kombination und Integration unterschiedlicher theoretischer Rahmungen, methodischer Zugänge und empirischer Wissensbestände voraus. Wie können Verfahren entwickelt werden, die systematisches Transformationswissen generieren? Welche Methoden inter- und transdisziplinärer Wissensintegration eignen sich für die Nachhaltigkeitsforschung? Und welche partizipativen Prozesse der Einbeziehung lebensweltlicher Akteure und Manage-
mentansätze sind sinnvoll für inter- und transdisziplinäre Projekte? Solche
grundlegenden Fragen zur Methodik sind notwendig, um Nachhaltigkeit als Forschungsbereich zu etablieren.

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